Telematikinfrastruktur
27. Okt. 2025·4 min. Lesezeit

TI-Rollout in der Pflege

Nur rund 30 Prozent der Pflegeeinrichtungen sind aktuell an die TI angeschlossen. Das ist ein Weckruf, aber kein Grund zur Resignation.

Steffi Dölchow
von Steffi Dölchow
TI-Rollout in der Pflege

Trotz verbindlicher Frist zum 30. Juni 2025 ist die digitale Vernetzung in der Pflege noch längst nicht Alltag: Nur rund 30 Prozent der Pflegeeinrichtungen sind aktuell an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen. Das ist ein Impuls zum Handeln. Denn immer mehr Einrichtungen berichten von positiven Erfahrungen.

Jetzt kommt es darauf an, den Fokus auf die TI zu halten, die Chancen sichtbar zu machen und den Mut zur Veränderung zu stärken.

Status quo

Die Telematikinfrastruktur gilt als Rückgrat der digitalen Gesundheitsversorgung. Sie soll Ärzt:innen, Apotheken, Krankenhäuser und Pflege miteinander vernetzen und einen sicheren Datenaustausch ermöglichen.


Laut einer aktuellen Erhebung der DAK-Gesundheit fehlt bei rund 70 Prozent der Pflegeeinrichtungen die TI-Anbindung. Nur etwa ein Drittel ist im Verzeichnis der gematik gelistet.

Immerhin: 63 Prozent der Einrichtungen haben bereits den elektronischen Institutionsausweis (SMC-B) beantragt – ein wichtiger Schritt in Richtung Anschluss. Trotzdem wurden bisher nur rund 40 Prozent der bereitstehenden Fördermittel abgerufen.


Das zeigt: Der Rollout hat begonnen, aber das Potenzial ist noch enorm. Und: Wer jetzt startet, verschafft sich einen echten Vorsprung – technisch, organisatorisch und im Wettbewerb um die besten digitalen Partner.

Was die TI in der Pflege bringt

Der Nutzen der TI ist längst keine Zukunftsvision mehr. Ihre Anwendungen erleichtern den Pflegealltag, sparen Zeit und erhöhen die Versorgungssicherheit:

KIM – Kommunikation im Gesundheitswesen:
Statt Fax oder Brief ermöglicht KIM den sicheren, verschlüsselten Austausch zwischen Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen, Krankenkassen und Apotheken. Medikationspläne, Arztbriefe oder Dokumentationen lassen sich schnell und nachvollziehbar versenden – direkt aus dem eigenen System heraus.

Elektronische Patientenakte (ePA):
Mit der ePA haben Pflegekräfte Zugriff auf relevante Gesundheitsinformationen – Diagnosen, Medikationen, Allergien. Das spart Rückfragen, reduziert Risiken und verbessert die Koordination mit anderen Leistungserbringern.

Elektronischer Medikationsplan (eMP):
Gerade in der Langzeitpflege mit wechselnden Medikamenten ist der eMP ein echter Gewinn. Pflegekräfte sehen sofort, welche Medikamente aktuell verschrieben sind, erkennen Doppelverordnungen und können sicher handeln.

In wenigen Schritten an die TI
Der Weg zur TI-Anbindung ist einfacher, als viele denken – und er lässt sich mit einem klaren Fahrplan gut umsetzen.


Zunächst wird der elektronische Heilberufsausweis (eHBA) beantragt. Er ist die persönliche Authentifizierungskarte für berechtigte Mitarbeitende und Voraussetzung, um sich innerhalb der TI sicher auszuweisen. Im zweiten Schritt folgt der Institutionsausweis (SMC-B), mit dem sich die Einrichtung selbst gegenüber der TI authentifiziert.


Sobald beide Karten vorliegen, kann die technische Anbindung erfolgen. In der Praxis dauert die Installation oft nur wenige Stunden. Anschließend werden die ersten Anwendungen eingerichtet – allen voran KIM, eMP und ePA. Wichtig ist, das Team früh einzubeziehen und Schulungen anzubieten, damit die neuen Abläufe schnell in den Alltag übergehen.

Positive Erfahrungen aus der Praxis
Dass der TI-Anschluss funktioniert und echten Mehrwert bringt, zeigt das Beispiel des TrotzDem Aktiv e. V. aus Frankfurt.

Die Einrichtung gehörte zu den ersten, die sich an die TI anschlossen. Der Prozess verlief reibungslos, die Installation des Gateways dauerte nur wenige Stunden. Heute nutzt das Team KIM für die Kommunikation mit Ärzt:innen und Apotheken, der Dokumentenaustausch läuft digital und sicher.


„Wir sparen Zeit, vermeiden Missverständnisse und haben Zugriff auf aktuelle Medikationsinformationen“, sagt die Geschäftsführung. „Natürlich war am Anfang alles neu, aber mit der Unterstützung unseres IT-Partners war der Einstieg unkompliziert. Wer jetzt startet, vermeidet späteren Stress.“

Warum jetzt mitmachen?
Die TI ist kein Selbstzweck – sie ist die Grundlage für eine moderne, vernetzte Pflege. Mit dem Anschluss sichern sich Einrichtungen nicht nur Fördermittel und technische Vorteile, sondern gestalten aktiv die Zukunft der Versorgung mit.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Mehr Effizienz im Alltag – weniger Papier, weniger Rückfragen, mehr Zeit für Pflege.
  • Bessere Qualität durch aktuelle Informationen und strukturierte Daten.
  • Höhere Sicherheit bei Medikationsplänen und Dokumentationen.
  • Stärkeres Vertrauen bei Bewohner:innen, Angehörigen und Partnern.
  • Zukunftssicherheit, weil künftige digitale Prozesse – wie die elektronische Abrechnung – auf der TI aufbauen.

Die Digitalisierung in der Pflege ist kein Sprint, sondern ein gemeinsamer Weg. Jeder Schritt in Richtung TI zählt – denn mit jeder neu angeschlossenen Einrichtung wächst der Nutzen für alle.

Die TI schafft Zeit, Sicherheit und Verbindung. So wird Pflege nicht nur digitaler, sondern menschlicher – weil Technik das erleichtert, worauf es wirklich ankommt: gute, verlässliche Versorgung.